"Geiz ist geil" - die Deflationskrise
von Günter Hannich

Mit Schnäppchen-Werbesprüchen wie diesem werden nicht glückliche Konsumzeiten, sondern gefährliche Krisen angekündigt, die durchaus im Crash enden können. Wenn Automobilhersteller erstmals sogar ihre Listenpreise nach unten korrigieren, ist das kein gutes, sondern ein böses Omen. Die Zeichen an der Wand sind Zeichen einer Deflation: Unser Finanzsystem erodiert, überall fehlt plötzlich das Geld, immer mehr Menschen müssen um ihre Zukunft bangen. Doch viele durchschauen die Zusammenhänge nicht und fallen auf Schnäppchen-Werbung herein, mit der eine marode Wirtschaft gerade zur Notbeatmung übergeht. Jetzt ist es wichtig, die richtigen Schlüsse und Entschlüsse aus den aktuellen Symptomen zu ziehen. Hier folgen Einblick, Durchblick und Tipps von einem Experten.

Die Ursache der Probleme liegt darin, dass die Schulden überall auf der Welt viel schneller steigen als die Wertschöpfung, also das Bruttosozialprodukt. In Deutschland beispielsweise stiegen die Verschuldungen von Staat, Wirtschaft und Privathaushalten im Vergleich zu den sechziger Jahren zweieinhalb mal schneller als die Wertschöpfung. In anderen Ländern wie beispielsweise in den USA - von den Entwicklungsländern ganz zu schweigen - sieht es noch viel schlimmer aus. Bankrotte sind geradezu vorprogrammiert, wenn immer größere Teile der Wertschöpfung für die Bedienung von Schulden verwendet werden müssen. Diese bedrohliche Entwicklung verläuft in unserem System zwangsläufig. Wenn die den Schulden gegenüberstehenden Geldvermögen jedes Jahr durch Zinsgewinne wachsen, können diese Zinsgewinne nur dann wieder neu angelegt werden, wenn auch genügend Kreditnehmer da sind, die genau diese Summe als Kredit aufnehmen. Denn: Was einer mehr hat, muss ein anderer weniger haben. Solange also im heutigen System positive Zinsen vorherrschen, muss die Verschuldung exakt um diesen Prozentsatz zunehmen. Eine geringere Schuldenaufnahme durch Sparmaßnahmen würde sofort zu einer Wirtschaftskrise führen, weil der Kapitalzuwachs nicht mehr rentabel investiert werden kann. Mit anderen Worten: Geldbesitzer würden nicht mehr investieren. Fazit: Das Zinssystem ermöglicht nicht, sondern erzwingt Verschuldung.